31.7.06

Karin Klapperstorch, Kextremjournalistin

Katjuscha, Mord und Bombentod
Karin wird nicht einmal rot
Todesopfer, Trümmer, Tränen
Karin wird sie zwar erwähnen
Aber nie wirkt sie bestürzt
Wenn sie die Lippen schelmisch schürzt
Und im Märchentanten-Ton
Explosion um Explosion
Geduldig aufzählt und dann stoppt
Grinst, als hätt sie uns gefoppt
Zwinkert beinah, möcht man meinen
Indes Kinder sterben, weinen

Karin bringt nichts aus der Fassung
Ihre Studio-Niederlassung
Ist der Stolz des Zweiten Deutschen
Fernsehns und all jener Leutchen
Die jenes schauen und verstehn:
Krieg ist zwar nicht allzu schön
Aber leider unvermeidlich und
Keinesfalls zum Weinen Grund
Auch wo Krieg herrscht, muss ihm eben
Wer ein menschlich Antlitz geben
Und im Nahost-Krieg ist es, horch!
Unsre Karin Klapperstorch

27.7.06

Ungarnalarm

Aufpassen! Was ist da in Ungarn los? Auf einem Kaffeemaschinenkarton las ich kürzlich, dass auf Ungarisch Kaffeemaschine Kávéfözö heißt, was ja also fast mal sicher wörtlich übersetzt Kaffeefotze bedeuten können dürfte. Empörung! Da höre ich doch zwei paternalistische ungarische Drecksäue vor, sagen wir mal, 50 Jahren sagen: Hier, Schorsch – oder Schörsch, wie auch immer man in Ungarn heißt – Schorsch, der Kaffee schmeckt ja Titte, hast du etwa eine neue Kaffeefotze? Und Schorsch, Schorsch würde sagen: Neeee, du, da gibt’s jetzt ne Maschine für, die olle Kaffeefotze hab ich rausgeschmissen. Aber wart mal, hast ja gar keinen Zucker! Da ruf ich doch grad mal den Süßstoffneger… Erschreckend!

24.7.06

Meine Wurzeln

Mir ist aufgefallen, dass manche „lustige“ „Personen“ des öffentlichen Interesses ihre Vergangenheit und/oder Heimat parodieren und so tun, als stammten sie aus dem hinterwäldlerischsten Erdloch der Welt. Ich habe so was nicht nötig, denn das Kaff, aus dem ich ursprünglich gekrochen kam, ist Braunhetzen (Name von der Redaktion geändert). In Braunhetzen fand kürzlich ein so genannter Kastenlauf statt; es ging also darum, einen Kasten Bier auf einer bestimmten Laufdistanz auf Zeit zu leeren. Das örtliche Tagesblatt, der Braunhetzener Legastheniker (Name von der Redaktion korrigiert) berichtete folgendermaßen (wahre Geschichte):

Veranstaltet wurde der Wettlauf vom Event- und Communityportal Who’s blotto? [Name von der Redaktion feinjustiert] und dem Braunhetzener Starkbierclub [Name von der Redaktion vervollständigt] Christian Körner [Name von der Redaktion naturbelassen] von Who’s blotto? Erklärte, dass das Spektakel von den jungen Leuten gut angenommen werde. Körner: „Braunhetzen wird großstädtischer und wacher für Events solcher Art.“

Ich erinnere an dieser Stelle noch mal daran, dass es darum geht, einen Kasten Bier so schnell wie möglich auszutrinken und trotzdem irgendwo anzukommen. Ganz wie in dieser Saison auf allen Laufstegen in Paris.

Laut Körner ist es kein Problem gewesen, große Lifestyle-Marken, [sic] wie Red Bull oder Cap als Sponsoren zu gewinnen.

Angesichts solcher anerkannter „Lifestyle-Marken“ zerfließe ich übrigens in Hochachtung und Bewunderung und erkenne unschwer, dass dummdreiste Biersaufprojekte das großstädtischste sind, das ich mir in meinem mit alkoholfreien Getränken betriebenen Hirn ausmalen darf.

Schade sei lediglich, dass der Kastenlauf in der Öffentlichkeit häufig ziemlich negativ dargestellt werde. Der Spaß solle bei dieser Unternehmung im Vordergrund stehen.

Zweifellos wird hier auf die schamlose Spielverderberei eines Teilnehmers angespielt, der nach der Veranstaltung im Suff in einen zu flachen Pool sprang, sich einen Halswirbel brach und postwendend den für solche Fälle vorgesehenen Trostpreis erhielt: Koma und Querschnittlähmung. Wer Komasaufen derart ernstnimmt, verdirbt natürlich solchen Säufern die Freude, für die der „Spaß“ „im Vordergrund“ steht. Tatsächlich sind es zumeist solche undankbaren Komapatienten, die gar kein Wort über die positiven Aspekte des kommerziell organisierten Alkoholismus verlieren, nämlich this argument intentionally left blank.

Wort des Tages (bei der Recherche für diesen Beitrag gefunden): Darmmanagement

22.7.06

Wie die WM unsere Welt (Doitschland) veränderte - Teil I


20.7.06

Staudientuben I


14.7.06

Pie Iesu domine, dona nobis Drehmoment

Ja, ich hasse die Autoindustrie. Ja, ich lache über Fluchtstirnen, die zuhause auf die Exklusivfotos des neuen Soundso-Showcars in der Autobild onanieren. Ja, ich kann mir aus Überzeugung kein Auto leisten. Ja, ich bin eine Hippie-Tante. Aber das hier ist der wiedergeborene Sohn Gottes, und, naja, diesmal ist er eben ein Auto geworden. Gepriesen sei der Herr!

13.7.06

Morals to be outsourced

Heute verabschiedete übrigens die Braune Koalition einen Gesetzesentwurf zur Einsetzung eines Deutschen Ethikrats. Die Änderung von „national“ in „deutsch“ trägt dem deutschen Sieg in der Fußballweltmeisterschaft Rechnung, der mehr deutsch als national war. Der neue Ethikrat stellt einen wichtigen Schritt im Prozess des Outsourcings der Moral aus dem tatsächlichen politischen Entscheidungsprozess dar. Expertenhafte Experten werden sich laut Bundesforschungsministerin Schavan (Zäh-Däh-Uuh) mit den moralifantastischsten Fragen auf dem Gebiete der, so wörtlich, „Lebenswissenschaften“ befassen, im weitesten Sinne also mit allem, was vage mit Leben zu tun hat, aber irgendwie dann doch auch nicht, wenn das gerade nicht gewünscht wird. Im Gremium werden laut Schavan „mit ethischen Belangen besonders vertraute und anerkannte Persönlichkeiten“ sitzen, wie etwa Vertreter der Behindertenarbeit (behinderten Arbeit?). Moralphilosophen, die ja bekanntlich niemals anerkannte Persönlichkeiten darstellen, haben also nichts im Ethikrat zu suchen. Die Zusammenarbeit mit einem Sortiment schöngeistiger Lobbyisten, die auch schon mal vielleicht ganz gern Philosophie studiert hätten, aber Papa war eben zu reich, dürfte der Regierung ohnehin leichter fallen als mit tatsächlichen „Experten“. Und im Zweifelsfall kann man ja immer noch alle Empfehlungen des Rates ignorieren. Der Abgeordnete an sich ist ja auch, so heißt es in den alten Schriften, nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet. Wozu noch mal Ethikrat?

Relaxter Faschismus

Die Macht in der Sprache erlöst Deutschland endlich von seinem schlechten Gewissen. Nationalismus, Patriotismus, Fahnenschwingen, Italiener verprügeln und ähnliche Begleiterscheinungen der WM sind völlig okay-hey, denn sie finden in einer neuen Stimmung der Entspanntheit statt. Die Presse gibt sich verblüfft darüber, dass die Deutschen so entspannt mit ihrer Nationalität umgehen, dass ihr Patriotismus ein so lockerer, beiläufiger ist. So ein Glück! Natürlich braucht es Experten, um festzustellen, ob ein besoffener, gewaltbereiter, deindividuierter Hans Sechserpack, der „Doitschland“ johlend durch die Straßen läuft, entspannt ist oder noch so ein alter, schlechter, verkrampfter Patriot. Der neue Patriot weiß, dass es irgendwie nicht in Ordnung ist, „Deutschland, Deutschland über alles“ zu singen, obwohl das ja an sich ganz seiner Stimmung entspricht, aber es gibt ja andere Lieder, deren Wortlaut unverfänglicher und im Vollsuff leichter zu reproduzieren ist (Shalalalalala etc.).

Sich wegen ihres Deutschseins nicht mehr schämen zu müssen, ist naturgemäß ein großer Gewinn für diejenigen, die glauben, das Deutsche sei tief und unveränderbar in ihrem soziogenetischen Code eingeschrieben. Deutschsein ist eben eine Eigenschaft; das sieht man schon daran, dass die Deutschen ihre Nationalität mit einem Adjektiv ausdrücken, während sie alle andere Nationalitäten anders bilden („Deutsch“ kann man steigern: Ich bin deutsch; du bist deutscher, Susi ist supitoitsch.). Wenn jeder Ami überall Amerika brüllen darf, dann, oh Gott, was muss das für ein Ungerechtigkeitsbolzen sein, der einem Deutschen das verbieten will. Wenn der dicke Schorsch von nebenan seine eigene Kacke essen darf, warum soll ich das nicht auch dürfen?

Das letzte, was man einem Patrioten zumuten (oder zutrauen) kann, ist, dass er er selbst sein solle. Lieber ist er deutsch und stolz drauf. Darüber muss man nicht lange nachdenken, und wenn man es mal vergisst, schaut man einfach auf dem Personalausweis nach. So erfindet man allerhand Entschuldigungen, um trotz belasteter Vergangenheit doch deutsch sein zu dürfen – man ist eben entspannter Patriot. Und die Nazis wären auch nicht so schlimm gewesen, wenn sie mal ein bisschen mehr gekifft hätten.

Es ist eigentlich komplett merkwürdig, dass sich die gesamte nationale Identität an den Fußball klammert (dass sie sich zeitweise sogar in Ballacks Wade konzentrieren konnte). Wieso wundert man sich nicht darüber, dass fette, dumme Menschen vor dem Fernseher sitzen und sportliche, dumme Menschen als Idioten beschimpfen, wenn sie mal die Stoßkugel (oder wie das beim Fußball halt heißt) nicht gekonnt ins gegnerische Körbchen schlagen? Wie kommt es, dass auf diese Entfernung (räumlich, lebensgeschichtlich, sozial, finanziell, konditionsmäßig, blutalkoholisch) ein solches Wir-Gefühl entstehen kann? Wie kann man ernsthaft sagen, dass „wir“ gewinnen/verlieren, wenn irgendwelche überbezahlten, ungebildeten, arroganten Arschlöcher irgendwo den Eisstock mit dem Schläger treffen/verfehlen? Wieso ist eine willkürliche Zusammenstellung von Sportlern Ausdruck irgendeiner nationalen Identität?

Es gibt natürlich die Kriegsmetaphertheorie. Wenn man im Ersten Weltkrieg Patriot war, dann hatte das auch damit zu tun, dass es Konsequenzen hatte, wie die Jungs sich da draußen auf dem Feld anstellten. Die Konsequenzen einer Fußball-WM sind allenfalls wirtschaftliche, und direkte Konsequenzen für die eigene Person werden eben herbeigesoffen. Was wirklich echt deutsch ist da draußen, freilich in anderem Sinne, ist auch heute noch das politische System. Wer sich mit seinem Deutschsein auseinandersetzt, so behaupte ich, kann das nur sinnvoll unter der Fragestellung „In was für einem Land leben wir eigentlich?“ tun. Eine Antwort mit elf Buchstaben wäre zu kurz, auch wenn sie sich angesichts der zahllosen leider immer noch nicht in der Versenkung verschwundenen chinesischen Deutschlandflaggen im Lande aufdrängt.

10.7.06

60 Years of Georgeness

George Texas Ranger Bush, the Protestant pope who solves crimes in his leisure time, was promoted from ‘born-again Christian’ to ‘reborn quasi-Christ’ on Thursday. He earned this promotion by turning 60. On his new level of ultra-righteousness, George is entitled to a whole new assortment of miracle tricks, like turning alcoholic intoxicants into water for papal ingestion or pretzels into ploughshares. Even before his apotheosis his ceremonial powers included infallibility in all things religious and political and the ability to inflict plagues on heathen tribes by simply wagging blurry photographs in front of fellow believers. But, as George stated in an interview to Larry King, most of all he appreciates the power to absolve himself of all sins of the past. Many happy returns to George, now that re-election is impossible!

9.7.06

Dumme Frage


8.7.06

Schöner wohnen, schöner vögeln

Malen oder lieben (Peindre ou faire l’amour)

In letzter Zeit versöhne ich mich mit dem französischen Film. Malen oder lieben zum Beispiel war ziemlich gut und ziemlich französisch. Zum Beispiel kam ein Lied von Jacques Brel vor, das ich noch nicht kannte (Les Marquises). Und das war sehr gezielt eingesetzt und effektvoll. Es markierte das machtvolle Einbrechen der beiden Hauptfiguren in das bodenlose Terrain einer Freiheit, vor der sie zuvor Angst hatten. Das Lied ist eine expressionistische Gratwanderung, zu gleichen Teilen bedrohlich und verheißungsvoll. Und auf dieser Gratwanderung befinden sich auch Madeleine und William, die Hautpfiguren. Im Film schrecken sie erst zurück vor dem neuen Reich in ihnen, dann ringen sie sich doch dazu durch weiterzuforschen und stürzen sich schließlich hinein.

Soweit wäre das Ganze einseitig schwärmerisch, aber der Film geht noch weiter und zeigt, wie Madeleine und William sich bewusst werden, welcher Art ihre neue Freiheit ist und dass sie sich gar nicht auf das Erstbeste festlegen müssen, was sie ihnen verheißt. Der Film ist insofern oberflächlich französisch, dass er sich auf Lebensart, Kunst, Genuss, Romantik, Wein und Landschaft konzentriert und die sexuelle Grenzüberschreitung versucht. Diese letztere entartet aber nicht zum Nihilismus, und die Hauptfiguren finden eine neue Authentizität, ohne sich zu prostituieren. Der Film ist eine kleine Utopie. Wie bei allen echten Utopien sind es nur Schritte der Innerlichkeit und aushandelbare Konventionen, die ihrer Verwirklichung im Wege stehen. Leider ist die volle Freiheit der Figuren im Film auch an anscheinend unbegrenzte finanzielle Mittel gebunden, was vielleicht nur mir als bettel-bettelarmem Studenten auffällt.

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4.7.06

Alles Arsch

Mein Internet ist tot. Man schicke mir Millionen, damit ich mir einen neuen Rechner kaufen kann - oder man warte darauf, dass Grommel mal was schreibt (ha!). Good night, and good luck!

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