31.8.08

Ich mache zwar Geschäfte nicht, jedoch einen Geschäftsbericht

Die T-Shirt-Verkäufe des angeschlossenen Torsobeutel-Sell-Out-Vertriebs von R@D, dem RAMSCHLADEN @ RANZIG @ DANZIG, schießen 2008 durchs Dach, so Marketing-&-Sales-Stooge Hartbert Juchtelbrenner. Die Verkaufszahlen stiegen nach Angaben seiner 400 Mann starken Abteilung von 2007 auf 2008 um ∞ %. "Und dabei ist das Jahr noch gar nicht zu Ende!", jubiliert Juchtelbrenner. Die Entwicklung der Verkäufe von 2006, dem Debütjahr des Web-2.0-eCommerce-Powerhouse, bis 2007 konnte statistisch nicht aussagekräftig dargestellt werden, da 0 verkaufte T-Shirts beliebig viele Prozent von 0 verkauften T-Shirts sind. Gerüchte um einen Börsengang des Tochterunternehmens von Grantich International mochte Juchtelbrenner derweil "vorläufig" dementieren.

Topseller ist übrigens das mit 20 Pfund hintergründig-akademischem Humor durchwirkte T-Shirt "What would Immanuel do?", das dezent das Wort cunt vermeidet. Kaufen und dazugehören!

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24.8.08

Tomporn

Das Testosteron-Kaninchen steht seit 27 Jahren vor der Kamera und feiert daher "25 years in movies" (Kaninchenjahre). Das GröNaZ (Größtes Nagetier aller Zeiten - sorry, Wasserschwein) gönnt seinen Fans daher auf der eben anklickbaren Website eine Extra-Dosis GröNaZ mit ganz vielen Bildern vom GröNaZ und einem Zusammenschnitt seiner beliebtesten Filmszenen aus 20 und ein paar zerquetschten Jahren. Wer genau hinschaut, stellt fest, dass das GröNaZ wie alle Kaninchen gesichtstechnisch eigentlich nur Unterkiefer sowie Mümmelnase bewegen kann und Gemütszustände durch Schieflegen des Kopfes transportiert - allemal genug für 300 Golden Globes und 3000 Oscar-Nominierungen.

Gar kein Aufsehen erregt dagegen die bescheidene Madonna, die zwar auch alt ist, aber damit kaum hausieren geht. So ausbleibend ist die mediale Berichterstattung über ihre Angejahrtheit, dass ich fast schon ganz vergessen habe, wer eigentlich Madonna sei und ob sie ein Alter habe.

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21.8.08

Morbus Sisyphos


Ja, sagen Sie, was ist das gleich noch einmal, eine Arbeit?

Arbeit ist das, was man verrichtet, um Geld zu verdienen. Geld wiederherum ist das, um welches man sich allerhands Gesottenes und Gesülztes kaufen kann, das im Kühlschrank verschimmelt und versauert, weil man tagsüber, zur besten Brotzeit, arbeiten gehen muss. Geld, von dem man sich ein schnittiges Kraftfahrzeug kauft, das einen auf dem schnellsten Weg zur Arbeit trägt. Geld, das man anlegen kann, auf dass man noch mehr Geld habe, wenn man tot ist. Geld, um hinreißende HerrInnenoberInnenbekleidung zu erwerben, die man entweder nicht uff Arbeit tragen kann, darf, will oder daselbst kaputtschwitzt bzw. mit Kohlestaub besudelt. Geld für hochpreisige Unterhaltungselektronik, die so heißt, weil sie unterhalten werden muss, nicht weil sie unterhalten kann – is ja keiner da zum Unterhalten. Geld zum Abwinken. Geld zum Scheißen. Geld für Urlaub! Im Urlaub kann man die Arbeit mal vergessen, wozu aber nicht zu raten ist, denn wer seine Arbeit vergisst, kommt nie mehr aus dem Urlaub zurück. Geld, solches man in unbewohnbaren Wohnraum investiert, dessen Bewohner dortig nicht wohnen kann, sondern nur schlafen und parken. Geld für kleine, private Projekte, die deshalb klein und privat sind, weil nicht beruflich.

Geld für Schönes, Wahres, Gutes, allwelches unmeist teuer des Geldes gewesen sein soll, aber meist teuer der Zeit – Arbeitszeit. Geld für sonstige schöne Warengüter, siehe oben. Geld für FrauInnen, denn mit Geld lernt man viel schneller professionelle Personen kennen als mit anderem, man muss ja auch mal wieder zur Arbeit. Geld für die Welt (Spenden), denn es hat nicht ein jeder Arbeit in Eritrea und Brandenburg, daher auch keine schönen Warengüter, aber viel Zeit, die man nicht essen kann. Geld, um sich mal etwas zu gönnen, alles kann man sich mit Geld gönnen, alles, wozu man kein Tageslicht, keine Zeit und keine Ruhe benötigt und das keine Alkoholspätwirkungen hervorruft oder andere arbeitsbeeinträchtigende Unpässlichkeiten.

Geld zum Shoppen (dojcz für Einholen), soweit und solang Ladenöffnung durch Fremdarbeit gewährleistet ist, danach wollen die Shoppengewährleister selbst shoppen – sie ham’s ja (Geld). Die Herausforderung ist hier, die Shoppenkette nie abreißen zu lassen. Es muss für jeden tätig oder erleidend am Shoppenprozess Beteiligten allermindest ein halbstündiges Shoppenfenster zwischen dem eigenen Feierabend und dem eines anderen liegen. Ansonsten eben Schoppen im Internet koofen. Und Quarkteilchen. Und wie heißen diese in zahlreichen Farben erhältlichen amerikanischen Plastik-Clogs?

Geld als sanftes Ruhekissen, Geld als Bestätigung, Geld als harte Währung persönlicher Unabhängigkeit. Es ist nun dies die Unabhängigkeit von pfui Fremdgeld – nachgeschmissenem, womöglich vom Staate, der selbst keins hat. Arbeitsersatzgeld vom Staat ist unverdientes Geld, Geld, das man nicht verdient hat. Dieses Surrogat für Arbeit macht nicht an, da es weggeworfenes von anderen ist, welches man sich als Arbeitsbehinderter bei der Altgeldsammlung abholen darf. Es ist immer in den Farben des letzten Sommers und macht den Träger für sich selbst und für andere verächtlich, da man ihm seine Abhängigkeit ansieht. Während alle arbeiten und für den Fortgang des Geld- und Arbeitskreislaufs tüchtig mitangreifen, steht der zwar Arbeits-, aber nicht Geldlose zur Unzeit in schlangenfreien Supermärkten und zur Nebensaison an leergefegten Badestränden, wie ein Schatten echter Menschen. Indes dreht sich deren Welt unaufhaltsam weiter, während er auf einer alten Welt sitzengeblieben ist, die ihm bloß geschenkt ist, die er nicht erarbeitet und gekauft hat.

Ja, Geld macht die Welt rundgehen. Kein Tag mag sich recht neigen, dem keine Arbeit innewohnt. Niemals würde es Abend, nimmermehr Morgen, wenn nicht die Arbeit riefe. Die Zeit würde stillstehen und jeder Mensch würde jeweils ewig leben, wenn es keine Arbeit gäbe, die ihm Arbeitsstunden, -tage und -jahre abzählt und ihm einen Rentenanspruch verschafft, dessen Antritt den endgültigen Lebensfeierabend anzeigt.

(C) Foto: Dommy / aboutpixel.de

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16.8.08

Kinematografischer Kulturbeutel 2008

I'm Not There

Pop-Biografie-Remix. Sechs Darsteller als Dylan von Marcus Carl Franklin bis Cate Blanchett. Diese beiden gut, Richard Gere so mittel. Komplexe und fiktionalisierte Episodenstruktur geht auf und wird Dylans Eigenfiktionalisierungsneigung gerecht. It Ain't Me Babe. Anstrengender Film, Spätvorstellung nicht angeraten. Wer's nicht mag, braucht doch den Soundtrack.

Prinzessinnenbad

Neulich-in-Dojczschland-Doku. Begleitung dreier minderjähriger Kreuzberg-Grazien auf dem Weg nach Hartz IV. Teilweise stranger than fiction. Keine Voice-Over-Interpretationsinstruktion. Überhäuft mit Preisen, u. a. Gewinner des Preises Dialogue en perspective. Aha. This movie is rated J for Jugensprache.

Die Geschwister Savage (The Savages)

Untertemperierte Familienangelegenheiten-Komödie. Philip Bosco legt tolle Demenz aufs Parkett. Ansonsten sparsamer Einsatz von allem. Hab den Schluss vergessen.

Das jüngste Gewitter (Du levande)

Existentialistischer Episodenfilm. Absurde Alltäglichkeit mit Kommentar in die Kamera und minmaler Musicalbeigabe. Mischung aus skandinavischer Niedlichkeit, französischem Zynismus und godotscher Vergeblichkeit. Bilder zum Aufhängen. Lachen und Weinen.

Bank Job

Retro-Heist-Film. Fast comicartige Optik durch Charaktergesichter-Cast und Faux-60s-Farben, aber hübsch. Action-Hunk Jason Statham jetzt auch mit Gefühlen (lustig). Insgesamt recht bodenständig. Wahre Begebenheit.

Abgedreht (Be Kind Rewind)

Amerikanische Vorstadt-Heimatkomöde. Jack Black, Danny Glover und jemand, der wohl Mos Def heißt. Mia Farrow. Pseudoindependentes Wiedersehensfest mit amerikanischen Blockbustern von Rush Hour 2 bis Space Odyssey. Jack Black mit magnetischem Urin. Ende quälend happy. Kinosaal leider fast ohne Ton.

Fleisch ist mein Gemüse

Deutsche Vorstadt-Heimatkomödie. Den Film zu sehen fällt vermutlich leichter, als das Buch zu lesen. Hat seine Momente. Film, der schnell wieder aufhört.

Der große Japaner (Dai-Nipponjin)

Satirische Reality-Tragikomödie. Alltag in der Tokioter "Anti-Monster-Kontaktstelle". Letzter Godzilla Buster unter dem Druck eines schwierigen, unpopulär werdenden Jobs, lastender Tradition und persönlichen Problemen. Merkwürdig, lustig, traurig, völlig unpeinlich. Regisseur fand radikale Antwort auf die Frage, wie der Film aufhören soll. Macht Hancock überflüssig.

Charlie Bartlett

Wohlfühl-Highschool-Komödie. Coming-of-Age auf kitschig und klischeehaft, aber immerhin angenehm altmodisch. Sehr sympathisch gespielt von allen Beteiligten. Genuss hängt ab von Kitschunempfindlichkeit, einem Organ, das man auch mal trainieren muss. Film wird von Rushmore überflüssig gemacht.

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Colognial One



Schritt 1 zur Wiederbelebung von RANZIG @ DANZIG war eine räumliche Umstrukturierung. Für den operativen Teil der Redaktion wurde ein Hauptstadtstudio in Köln eingerichtet - Berlin wäre zu teuer gewesen. Die Fachredaktionen Online Gayming, Erinnerungskultur und Slow News verbleiben am Standort Marburg.

Dann folgt Schritt 2.

In Schritt 3 findet R@D zu alter Brillanz zurück. Journalistisches Gespür für sagenhafte Großartigkeit sowie die dojcze Sprache an sich feiern ihre Renaissancen. Wortlandschaften erblühen, Springer strauchelt im Bewusstsein der eigenen Unwürdigkeit und das Web 3.0 wird endlich das Web 2.0, welches das Web 1.0 niemals war. Juchheirassa.

(C) Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

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