20.11.08

Trendberuf Pirat - Eine Branche trotzt der Krise

Eines der ältesten und laut ranzig@danzig Experten coolsten Gewerbe der Welt feiert in diesen Tagen entgegen der wirtschaftlichen Krise ein erstaunliches Comeback - nein, die Rede ist nicht von Nazimilliardärsleichenschändung - sondern von Piraterie.




Ranzig@Danzig stellt die Branche vor und gibt hilfreiche Tipps für Quereinsteiger und Neuanfänger, die sich in den jungen aggressiven Start-Up-Unternehmen engagieren oder gar selbstständig machen möchten:

Entgegen der gängigen Meinung ist es heute leider nicht mehr ausreichend einfach nur mit einem Dreimaster in See zu stechen, einen lustigen Hut aufzusetzen und permanent "Yarrrrr" zu brüllen um erfolgreich Piraterie zu betreiben. Neben Augenklappen benötigen Sie Nachtsichtgeräte, statt nur Papagei sollten Satelliten-Handy und GPS-Empfänger ihr ständiger Begleiter werden.

70 Prozent der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Ihre möglichen Einsatzorte sind also zahlreich - seien sie flexibel. Die somalische Küste scheint neben der Straße von Malagar momentan natürlich auf absehbare Zeit die Boom-Region der Branche. Dank zahlreicher Aussteiger aus der Arg gebeutelten Terrorismusbranche durchlebt die Region derzeit einen Boom dessen Ende nicht absehbar ist. Lassen Sie sich nicht von Regierungspropagandaberichten verunsichern: Die dort gegen sie eingesetzten Flottenverbände von NATO, EU und Einzelstaaten sind viel zu sehr damit beschäftigt herauszufinden unter welchem Mandat sie eigentlich gerade unterwegs sind und sich neue dämliche Operationsnamen auszudenken, als tatsächlich irgendwas zum Schutz ihrer potentiellen Beute zu unternehmen.

Ihre Einkommens- und Aufstiegsmöglichkeiten sind - typisch für Wirtschaftszweige wie diesen - erstaunlich gut. Insbesondere wenn sie bereits jetzt schon mit Schlüsselqualifikationen wie Messerkampf und kräftig rollendem 'R' aufwarten können.

Aber auch die Schattenseiten und Risiken ihrer möglichen neuen Karriere sollten hier nicht unerwähnt bleiben: Haupttodesursache bei Piraten sind derzeit Geschlechtskrankheiten und Überdosierungen diverser Rauschmittel. Selbstverständlich bedeutet ihr neuer Life-style als Pirat Nutten und Koks in ungeahnten Mengen, dennoch sollten sie also gerade als Berufseinsteiger vorsicht walten lassen.

Insgesamt bietet das Pirateriegewerbe jedoch unschlagbar gute Wachstums- und damit auch Karriereaussichten. Mit wachsendem Erfolg ziehen die jungen Piratenflotten auch immer mehr Investoren an und es ist sicherlich nur noch eine Frage der Zeit, bevor es die ersten Freibeuter-Start-Ups an die Börsen schaffen.

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18.11.08

Herkömmlicher Blogeintrag

Es geht los mit einer jovialen Adresse, die so am Puls der Zeit liegt, dass da jeder mitgehen muss, der so einen Scheiß liest. Danach stellt der Autor eine rhetorische Frage, die er mit einem fremdsprachlichen question tag abschließt. Das ist der Gesinnungsköder für die Fanboy-Meute, die sich darüber definiert, ein Blog zu lesen, das genau solche Nicht-Fragen stellt und selbst beantwortet, sodass sie das abnicken können, isn't it now?

27.000 Zeichen über einen Roman, einen Film, eine Fernsehserie, einen Comic, ein Blog. Der Autor beweist Eloquenz und Sachkenntnis bei minimaler Kenntnis deutscher Rechtschreibkonventionen. Er, setzt grundsätzlich nach dem Subjekt ein Komma. Er, ist übrigens ein Er.

An dieser Stelle wird das besprochene kulturindustrielle Machwerk kompetent in seinem Machwerkzusammenhang verortet, wobei weitere 39.000 Zeichen fällig werden, die den sowohl imaginären als auch tatsächlichen Leser, der den kulturellen Horizont des Autors teilt, über all das unterrichten, was bei ihm als popkulturelles Vorwissen vorausgesetzt wird.

Zeit und Inspiration sind um sechs Uhr morgens noch lange nicht ausgeschöpft, daher findet sich an dieser Stelle eine gekonnte Überleitung zu einer spritzigen Alltagsbeobachtung aus einer öffentlichen Personennahverkehrsaffenschaukel bzw. von der Arbeitsstelle des Opfers bzw. aus einer Anstalt höherer Bildung. In 62.000 Zeichen erbricht sich originelle Verschmitztheit. Das alles hat sehr viel mit dem bei jeweils vierjähriger Amtszeit jeweils zweijährigem US-amerikanischen Regierungswechsel zu tun.

Es folgt: moralische Entrüstung, in 133.000 Zeichen knapp zusammengefasst, obwohl mehr gesagt werden könnte/müsste/wollte. Unbedarfte Leser, die es über Suchbegriffe wie "wii Heist Neuem buch Über vampir robotor steampunk?ß" oder "obama ohne hose video lol" hierher verschlagen hat und die nicht zur eingeschworenen Stammleserschaft gehören, werden postwendend verprellt. Der Autor bezieht nämlich einen großen Teil seiner Originalität daraus, zwar einer hip unhippen Subkultur mit dem erklärten Zweck des Umsturzes aller verkrusteten Strukturen anzugehören. aber gleichzeitig brutalstmöglich kaisergehorsam und kadavertreu zu verbleiben. Der Höhepunkt der erfolgreich herbeigeschriebenen Identifikation mit der treuen Leserschaft in huldvoller Einverständnis darüber, was gut und richtig sei, ist nun erreicht. Hier werden "Trolle" geboren.

Abschließend erfleht der Täter Absolution, weil er wieder nur kurz was hingerotzt habe, anstatt ausführlich zu bleiben. Sorry, echt.

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5.11.08

Gobamaniacs

Beauregard Adama wird also Präsident. Pff. Wer so im Mainstream angekommen ist, dass er die westindische Präsidentschaftswahl gewinnt, kann mein Idol nicht sein. Ich bevorzuge weniger aufdringliches Volk, das nicht überall im Fernsehen sich schiebt. Eigentlich sind mir solche Leute am sympathischsten, von denen ich noch nie was gehört habe, z. B. der unterlegene Kandidat von 1988. Jetzt hätt ich gern die Leser mit einer artistischen Vergesslichkeitsübung für mich einnehmen wollen, indem ich schon den Vorverlierer von Al Gore vergessen hätte, aber das war ja Bob Dole. Also muss ich zurückgehen bis zum 88er Verlierer Michael Dukakis, dem 1933 geborenen griechischstämmigen ehemaligen Gouverneur von Massachusetts. Von dem habe ich noch nie gehört.

Also eigentlich doch, zumindest dem Namen nach. Wenn ich nun interessehalber die Loserliste durchgehe, kenne ich doch alle zumindest vom Namen her rückwärts bis 1968, bis Hubert Humphrey, von dem ich nie je was läuten hörte. Ein funkelnder Name destoungeachtet. Die Herren, und seit 1984 auch Damen, wursteln sich ja immer wieder in Spitzenpositionen und tauchen gern abwechselnd in der Spalte Vizepräsident und Präsidentschaftskandidat auf, die westindischen Wurstelwiesel. Und dann noch die Blutbande, die für noch weniger Namensabwechslung sorgen. So gibt es für die möglichen 36 Kopulationen von 1976 bis 2008 (Präsi + Vizepräsi + Kandidat + Vizekandidat * 9 Wahlen) nur kümmerliche 21 Nachnamen.

Ist es noch eine Vergesslichkeitsübung, wenn ich mich nicht an Nasen und Namen erinnere, die vor meiner Geburt nicht Präsident wurden? Egal, aus der Leserbeeindruckung ist die Luft raus. Für zukünftige Zaubertricks merke ich mir, dass sich Vizepräsidentschaftskandidatenverlierer leichter vergessen, vorausgesetzt, sie tauchen nicht später noch mal als Präsidentschaftskandidaten auf. Ob ich mir das merken kann?

So viel zur spätnächtlichen Kommentarverweigerung betreffs ach so umwälzender politischer Überseekisten. Zu Hessen sag ich sogar gar nichts. Da trifft immer noch und immer wieder mein selbstgeschossener Lichtbildbeitrag von zehn Posts weiter unten zu. Siehe da.

Und damit ich postscriptum noch was Gutes tu mit diesem Artikel - wupps, fun fact: Barack wird /bǝ'rɑk/ausgesprochen, nicht /'bɛrɛk/. So heißt nämlich schon der Dönermann um die Ecke.

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