18.11.08

Herkömmlicher Blogeintrag

Es geht los mit einer jovialen Adresse, die so am Puls der Zeit liegt, dass da jeder mitgehen muss, der so einen Scheiß liest. Danach stellt der Autor eine rhetorische Frage, die er mit einem fremdsprachlichen question tag abschließt. Das ist der Gesinnungsköder für die Fanboy-Meute, die sich darüber definiert, ein Blog zu lesen, das genau solche Nicht-Fragen stellt und selbst beantwortet, sodass sie das abnicken können, isn't it now?

27.000 Zeichen über einen Roman, einen Film, eine Fernsehserie, einen Comic, ein Blog. Der Autor beweist Eloquenz und Sachkenntnis bei minimaler Kenntnis deutscher Rechtschreibkonventionen. Er, setzt grundsätzlich nach dem Subjekt ein Komma. Er, ist übrigens ein Er.

An dieser Stelle wird das besprochene kulturindustrielle Machwerk kompetent in seinem Machwerkzusammenhang verortet, wobei weitere 39.000 Zeichen fällig werden, die den sowohl imaginären als auch tatsächlichen Leser, der den kulturellen Horizont des Autors teilt, über all das unterrichten, was bei ihm als popkulturelles Vorwissen vorausgesetzt wird.

Zeit und Inspiration sind um sechs Uhr morgens noch lange nicht ausgeschöpft, daher findet sich an dieser Stelle eine gekonnte Überleitung zu einer spritzigen Alltagsbeobachtung aus einer öffentlichen Personennahverkehrsaffenschaukel bzw. von der Arbeitsstelle des Opfers bzw. aus einer Anstalt höherer Bildung. In 62.000 Zeichen erbricht sich originelle Verschmitztheit. Das alles hat sehr viel mit dem bei jeweils vierjähriger Amtszeit jeweils zweijährigem US-amerikanischen Regierungswechsel zu tun.

Es folgt: moralische Entrüstung, in 133.000 Zeichen knapp zusammengefasst, obwohl mehr gesagt werden könnte/müsste/wollte. Unbedarfte Leser, die es über Suchbegriffe wie "wii Heist Neuem buch Über vampir robotor steampunk?ß" oder "obama ohne hose video lol" hierher verschlagen hat und die nicht zur eingeschworenen Stammleserschaft gehören, werden postwendend verprellt. Der Autor bezieht nämlich einen großen Teil seiner Originalität daraus, zwar einer hip unhippen Subkultur mit dem erklärten Zweck des Umsturzes aller verkrusteten Strukturen anzugehören. aber gleichzeitig brutalstmöglich kaisergehorsam und kadavertreu zu verbleiben. Der Höhepunkt der erfolgreich herbeigeschriebenen Identifikation mit der treuen Leserschaft in huldvoller Einverständnis darüber, was gut und richtig sei, ist nun erreicht. Hier werden "Trolle" geboren.

Abschließend erfleht der Täter Absolution, weil er wieder nur kurz was hingerotzt habe, anstatt ausführlich zu bleiben. Sorry, echt.

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