31.10.06

Bucks besoffener Montag

14:30: Philosophische Stunde. An meinem Stehpult durchmesse ich wieder mal lesend die lichten Hallen der Bildung. Heute ist Struntzkopffs Dialektik der Abgeklärtheit dran. Gibt es eine Alternative zur Abgeklärtheit? Führt sie notwendig in die verdicklichte Gesellschaft? Da Kernfragen offenbleiben, gebe ich mich am einsetzenden Vorabend voll der verdicklichten Abgeklärtheit hin und schaue Küblböcks tausend tödlichste Verkehrsunfälle. Ulrich Wickert führt durch die Sendung. Der Wechsel tut ihm gut.

18:00: Erstes Treffen der Arbeitsgruppe Lokale Superhelden. Erster Tagesordnungspunkt: Geheime Identitätsfindung. Als dann die Spezialfähigkeiten verteilt werden, bin ich gerade auf Toilette. Meine Spezialfähigkeit: Sextanerblase. Beim Stuhlkreis am Schluss nennt mich jemand Wee-Wee, den kleinen Feuerwehrmann. Einige lachen. Ist das jetzt meine geheime Identität, oder darf ich’s mir bis zum nächsten Treffen noch mal überlegen? Unter den höhnischen Blicken der anderen traue ich mich nicht zu fragen…

20:00: Dinner der Berliner Polit-Misfits im Kanzleramt. Auf dem Klo bietet mir Bundesvergewaltigungsminister C. G. Jung einen afghanischen Totenschädel an, um ihn „durchs Auge zu ficken, bis der Saft beim Hirnstamm rausläuft“. Ich lehne entrüstet ab. Leichenschändung in der Bundeswehrmacht – unglücklicher Einzelfall oder Stallorder?
Am späten Abend wird es dann aber noch lustig, weil ich mir mit Wowi in angebrütetem Zustand Namen für Cocktails ausdenke, die es noch nicht gibt. Wenn ich morgen irgendwo einen Plato’s Wet Dream, einen Global Warming, einen Feisten Fridolin, einen Shark Repellent, einen Spock’s Brain oder einen Queer Notion auf einer Getränkekarte erspähe, hat man mir oder dem Regierenden Bürgermeister von Berlin die Idee geklaut! Großes Gelächter, als Klaus Haushaltsloch vorschlägt. Insgesamt ein schöner Abend in Berlin.

22.10.06

Ich kann keine Comics zeichnen


Um sich den Strip in Originalgröße anzusehen, auf das Bild klicken oder auch hier.

16.10.06

Great Moments in Spin, Part III


Heute: die vielleicht kürzeste Definition von Propaganda.

Das Plakat zeigt übrigens einen Apfel. Kenner und Pixelentzifferer entdecken aber auch den Schwachpunkt dieser Vorzeige-Anzeige: Der Kreisverband Aussenwerbung kann noch nicht mal "Außenwerbung" richtig schreiben. Trotzdem sollte man diesen Leuten jederzeit seine Werbeaufträge antragen, denn: Wer eine Birne als Melone verkaufen kann, diktiert auch die Rechtschreibung. Reality control ist alles.

9.10.06

Der Sell-Out hat begonnen!

Ab gestern gibt es die offizielle angeschlossene Merchandisingverklappung zu RANZIG @ DANZIG, den RAMSCHLADEN @ RANZIG @ DANZIG, mit teuflischen T-Shirts, subversiven Stofftaschen und konspirativen Kapuzenjacken (eigentlich keine Kapuzenjacken, aber wie auch immer). Das einzig Richtige, was SIE tun können, ist kaufen, kaufen, kaufen. Denn ja, den Kapitalismus kann man nur dadurch besiegen, dass man die richtigen T-Shirts trägt (und kauft - vor allem kauft).

Im Weiteren noch ein paar Kaufanregungen: Kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft, kauft!

(Wer bis hierhin weitergelesen hat, hat das Wort "kauft" vermutlich so oft gelesen, dass es jegliche Bedeutung verloren hat, daher sollte er (oder sie) lieber direkt zum Ramschladen gehen und sich was Hübsches shoppen.

8.10.06

Great Moments in Spin, Part II


Unheimliche Frankensteinerei: Alles können sie sich kaufen, die Reichen und Schönen, nicht aber die Organe holder Jungfrauen - daher die Plakataktion. Seit Ulrich Wickerts Kopf jedes halbe Jahr eine neue Leber angeschlossen bekommt, säuft er sich rauf und runter durch Frankreichs pralle Reben.

Oder handelt es sich um eine neue SAT.1-Show, moderiert von Ulrich Meyers Kopf: Deutschland baut den Super-Promi? Per Call-In voten die Zuschauer einen neuen Körper für Maren Gilzer zusammen. Bekommt sie die Brüste von Agnieszka, 31, Opfer rechter Gewalt aus Güstrow, oder die von Vroni, 17, Weizenbierüberdosis aus München? Entscheiden Sie selbst!

6.10.06

Great Moments in Spin, Part I



Mögliche Bildunterschriften:

1. Nachrichtenmeldung:
Das Neuste: Die Wissenschaft hat fesgestellt, dass es etwas Positives ist, 30 Jahre lang dieselbe Kacke zu spielen.

2. Talkshow-Titel:
Dreißig Jahre Scheißprogramm - heute rechne ich ab: GEZ! Gib mir das Geld zurück!

3. Guido-Knopp-Dokurama:
Volkssturm bis 1945 - Gib mir das Gefühl zurück!

4.10.06

You can't spell 'smoking' without 'OK'

Thank you for smoking

… ist eine Satire, die im Antritt stark aufbaut und dann überstürzt und holterdipolter auflöst und allzu geschwind zu Ende geht. Die Exposition ist auch schon wenig zielstrebend und episodenhaft, was aber aufgrund der ausgezeichnet geschriebenen Dialoge (und Monologe der Hauptfigur) sowie der gewählten pseudoautobiografischen Erzählweise („Präsidentin der Lungengesellschaft – Krebsjunge – ich") sauber funktioniert.

Viel mehr will ich auch eigentlich nicht verraten, wurde ich doch vormals schon der Spoilerisierung geziehen. Sicher kann ich aber noch sagen, dass die Hauptfigur, der Zigarettenlobbyist Nick Naylor, gekonnt inszeniert (Büro in Tabaktönen) und überzeugend gespielt wird, dass es nichts ausmacht, dass Comicfigur Katie Holmes mitspielt, weil die Figuren im Film sowieso alle satirisch überzeichnet sind, dass einige Figuren zwar nett ausgemalt, aber vielleicht zu sehr aus der Handlung herausgehoben sind (der Captain), dass William H. Macy aussieht wie eine Schimpansenkarikatur von JFK (das ist was Positives), dass ich sicher nicht alle amerikanistisch-medialen Anspielungen begriff, dass dieser Film nicht als Beitrag zur aktuellen Nichtraucherschutzdiskussion taugt und dass vielleicht durch mich vermittelte Kinogänger ja mal Zigaretten zählen könnten, wenn sie sich den Film anschauen.

Da konnte ich doch jetzt schon einiges sagen, ohne gar zu sehr zu spoilern. Ich neige ja zum Spoilern, weil Filme meistens so aufgebaut sind, dass Exposition, Verwurstelung und Dénouement künstlerisch-dramaturgisch einen Einheitsbrei bilden, der nicht mit verschiedenen Löffeln gelöffelt werden sollte (Rezensentensprache). Besonders bei einer Satire muss man das Ende abwarten, um festzustellen, ob der Film gut ist, denn eine Satire ist keine Satire, wenn sie ein Happy End hat, oder wie wir Rezensenten sagen, nach achtern leckt. Dann degeneriert die Satire zur Bastardform Komödie, die so heißt, weil sie es sich recht kommod gemacht hat in den gesellschaftlichen Missständen, über die sie herzieht. Es ist deshalb schwer, Satiren mit einer Auflösung zu versehen, die zwar einschneidend und aufwuselnd ist, aber nicht den Satyr im Nacken des Autoren zu Boden gehen lässt. Thank you for smoking vergeigt diese aufwuselnde Wendung, bleibt aber immerhin bis zum Schluss Satire. Mehr soag i net. Ich würde allenfalls auf eine tiefere Diskussion eingehen, wenn man mich durch intelligente und orthografisch sichere Kommentare dazu zwänge. Der Film hat ja nun auch ein Thema, zum Beispiel. Spoiler: Es dreht sich ums Rauchen. Wer Genaueres wissen will, sollte sich diesen ziemlich guten Film mal ansehen. Und sich im Saal eine anstecken. Aus reiner Satire.

P.S. Extrakudos für den gelungenen Vorspann.

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