13.7.06

Morals to be outsourced

Heute verabschiedete übrigens die Braune Koalition einen Gesetzesentwurf zur Einsetzung eines Deutschen Ethikrats. Die Änderung von „national“ in „deutsch“ trägt dem deutschen Sieg in der Fußballweltmeisterschaft Rechnung, der mehr deutsch als national war. Der neue Ethikrat stellt einen wichtigen Schritt im Prozess des Outsourcings der Moral aus dem tatsächlichen politischen Entscheidungsprozess dar. Expertenhafte Experten werden sich laut Bundesforschungsministerin Schavan (Zäh-Däh-Uuh) mit den moralifantastischsten Fragen auf dem Gebiete der, so wörtlich, „Lebenswissenschaften“ befassen, im weitesten Sinne also mit allem, was vage mit Leben zu tun hat, aber irgendwie dann doch auch nicht, wenn das gerade nicht gewünscht wird. Im Gremium werden laut Schavan „mit ethischen Belangen besonders vertraute und anerkannte Persönlichkeiten“ sitzen, wie etwa Vertreter der Behindertenarbeit (behinderten Arbeit?). Moralphilosophen, die ja bekanntlich niemals anerkannte Persönlichkeiten darstellen, haben also nichts im Ethikrat zu suchen. Die Zusammenarbeit mit einem Sortiment schöngeistiger Lobbyisten, die auch schon mal vielleicht ganz gern Philosophie studiert hätten, aber Papa war eben zu reich, dürfte der Regierung ohnehin leichter fallen als mit tatsächlichen „Experten“. Und im Zweifelsfall kann man ja immer noch alle Empfehlungen des Rates ignorieren. Der Abgeordnete an sich ist ja auch, so heißt es in den alten Schriften, nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet. Wozu noch mal Ethikrat?

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