22.11.07

The day I put a jihad on the infidels

Rendition

Bis I'm not there und The Darjeeling Limited ist noch viel Zeit, und ich schaue Überraschungsfilme. So nun Rendition, was Amerikanisches. Im Kino erfuhr ich, dass irgendjemand eine Kugel für mich abgefangen hat und ich diese Woche Rendition sehen durfte und nicht letzte Woche Lions for Lambs sehen musste. Ich gehe mal davon aus, dass ich hier - trotz einiger offensichtlicher und unsubtiler Hollywood-Schnörkel wie Fernwest-Nahost-Mucke zur Untermalung von Selbstmordbombardements und Jake Gyllenhaal - das redlichere Machwerk verkosten durfte.

So gab es sauber geschriebene Dialoge, feines Spiel in allen Rollen (egal, ob bekannt oder unbekannt besetzt) - und zwar ein Happy-End, aber mit bedrohlicher Musik und ohne dass man erfahren würde, ob X sich jetzt wirklich Y zu Schulden hat kommen lassen. Hier ist übrigens die Stelle, wo ich wieder hart an die Spoilergrenze rangeschifft bin, um im letzten Moment noch zurückzurudern. Puh. Noch mal zum Zu-Schulden-kommen-Lassen: der Film beschäftigt sich dankenswerterweise nicht mit der Schuld der Terroristen (das wäre müßig und eine Einladung zur Propaganda), sondern mit dem Schuldverdacht und der Praxis des Umgangs mit dem Verdacht in der Praxis der extraordinary rendition. Natürlich wird hier Amerika angeschwärzt, aber die Moralkeule saust nur auf die ohnehin Doofen im Publikum hernieder. Der Film dreht sich um die Charaktere, nicht um das System, in dem sie strampeln oder andere strampeln machen. So dürfen gerade Auslassungen als Stärken des Films zählen: keine Texttafel-Einleitung "Seit 1995 hat der CIA 1209 Kinder gefressen.", kein fades Bush-Bashing, kein Jesus. Ein Spielfilm.

1/2

Nachtrag: Während der Entstehung dieser Rezension klingelten religiöse Fundamentalisten an der Tür (Mission an der Haustür mag nicht terroristisch sein, aber ich halte es für fundamentalistisch und kreuzlästig, weil man unnötig zur Ausübung von Nächstenliebe und Toleranz gezwungen wird, wodurch die Jesusgeilen ironischerweise zur Erschöpfung der nationalen Nächstenliebe- und Toleranzreserven beitragen). Ich zitiere also aus gegebenem Anlass aus dem Wachtturm zum 1. Dezember 2007:
Jehova versprach seinem verherrlichten Sohn: "Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel für deine Füße hinlege" (Psalm 110:1). Zu den "Feinden" zählen Satan, der schlimmste Verbrecher, und alle, die seinen "Samen" ausmachen. Als König des messianischen Königreiches Jehovas übernimmt Jesus Christus die Führung darin, alle Rebellen - im Himmel wie auf der Erde - zu beseitigen (Offenbarung 12:7-9; 19:11-16; 20:1-3, 10).

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