21.1.07

The Last Temptation of Ätzmund Stoiber - ein Nachruf

Er ist das natürliche Ende einer jeden politischen Karriere: der Zeitpunkt, an dem eine kritische Mehrheit von Parteifreunden beschließt, dass sie besser vorankommen, wenn sie vom Speichellecken zum Schmutzschmeißen übergehen. Unionspolitiker stolpern eben irgendwann über eine ihrer Affären, ob sie nun veruntreuen, bespitzeln oder ehebrechen – ihre eigenen Zehn Gebote brechen sie rauf und runter. In Freuds Begriffen sind Unionspolitiker Hysteriker – sie leugnen und zetern bis zum Letzten, wehren sich gegen die eigenen Übertretungen; ihr Über-Ich ist so mächtig, dass sie sich noch nicht einmal selbst ihre Sünden eingestehen können. Ganz anders Sozialdemokraten: sich selbst hassende Melancholiker, die irgendwann in einer Orgie von Selbstmitleid alles hinschmeißen.

Daniel Levy hat bereits angekündigt, eine satirische Charakterstudie über Stoiber zu drehen, die die Entstehung von Stoibers berüchtigter Doktorarbeit Der Hausfriedensbruch im Lichte aktueller Probleme von 1971 mit fiktiven Personen und Ereignissen psychologisch und humoristisch aufarbeitet. In Levys Komödie sucht die Figur Stoibers inkognito eine Kommune linker Hausbesetzer auf, um für sein Promotionsthema die geforderte rechtsstaatliche Entrüstung im Lichte aktueller Probleme aufbringen zu können. Im Laufe des wendungsreichen Plots hat der junge Jurist erste Erfahrungen mit Drogen und freundet sich schließlich sogar mit den ideologischen Gegnern an. Im Gespräch für Stoibers Rolle ist angeblich Django Asül.

Das Feuilleton ist gespalten: Darf Ätzmund Stoiber als Mensch dargestellt werden? Eins ist sicher: er selbst dürfte damit nicht zufrieden sein. Er selbst sah sich immer als mehr als er tatsächlich war (Kanzler, zum Beispiel).

Ich beende diese Abschweifung mit einem alten Bild aus einem alten Blog mit einer alten Bildunterschrift:

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