18.12.06

Was für Geister denn?

Goyas Geister (Goya’s Ghosts)

Als großer Anhänger von Amadeus und Larry Flint wollte ich unbedingt Goyas Geister, den aktuellen Film von Milos Forman, sehen. Falsch lag ich. Vermutlich ist es sowieso falsch, von irgendeinem auf einen anderen Film zu schließen, aber es schien doch nahezuliegen, ein weiteres Pseudo-Biopic mit komödiantischen und tragischen Elementen zu erwarten, das die Berühmtheit und womöglich „Größe“ einer historischen Gestalt als schrullige und schöpferische Exzentrik darstellt. Gemeinsam mit Amadeus hat GG auch, dass die Hauptfigur nicht der jeweils einschlägige Zampano Amadoya ist, nachdem der Film auch benannt ist, sondern dessen furchengesichtiger, vom Schicksal gebeutelter, manipulativer Gegenspieler.

Furchengesichtigkeit ist dann auch Haupteigenschaft von Lorenzo Schlagmichtot, dem opportunistischen Inquisitionsazubivergewaltigersozialrevolutionärfamilienvater. Er ist eben böse, naja, soviel hatten wir auch schon in der ersten Viertelstunde mitbekommen. Wolfgangus Theopilusens Antagonist Salieri (F. Murray Abraham – F. Murray Abraham!) war da viel interessanter und überzeugender – zwischen Bewunderung und Neid hin- und hergerissen. Lorenzo will kräftig böse sein, versagt aber ziemlich schnell und wird schon früh im Film von einem alten, kleinen Mann und seinen metrosexuellen Söhnen komplett plattgemacht. Da will ich jetzt aber nicht zuviel verraten, das ist eine der ziemlich okayen Szenen im Film.

Goya ist völlig verschwommen. In Vor- und Abspann wird mit Gewalt die Gewaltigkeit seiner (des echten) Bilder beschworen, nur um dann in den zwei Stunden in der Mitte eine Charakterisierung des Künstlers gezielt zu umgehen. Die Umdeutung Wolferls in einen albernen, aber genialen Popstar war ja gerade die Stärke von Amadeus. Der Film-Goya wetttert geduldig alle geschichtlichen Umwälzungen und Schicksalsschläge ab, die so über ihn hereinbrechen (Französische Revolution, Taubheit), ohne irgendeine Motivation zu entwickeln. Kackschade, denn im Unterschied zu Mozarts Schaffen, mit dem ich nichts anfangen kann, finde ich Goyas Bilder überaus ausdrucksstark. Die Dinger haben sozialen Wumms, der Film-Goya nicht. Er malt halt so. Vielleicht war das damals sogar so, aber warum dann einen Film draus machen?

Nicht vergessen: Natalie Portman spielt mit. Da musste ich auch mal lachen. Sie altert im Film fünfzehn Jahre, was durch aufgeklebte Pusteln und eine dilettantisch gespielte Kieferfehlstellung dargestellt wird, und spielt dann auch ihre Tochter. Brilliant. Nicht. Außerdem doof: die Überstrapazierung des Begriffes „peinliche Befragung“, als ob nobody expected the Spanish Inquisition. Im ersten Drittel gibt es einen Dialog, der ungefähr so lautet:

Reicher Spanier: Ines wurde einer peinlichen Befragung unterzogen?

Furchengesichtiger Spanier: Ines wurde einer Befragung unterzogen, die wir peinliche Befragung nennen.

Weiblicher Spanier: Einer peinlichen Befragung?

Furchengesichtiger Spanier: Ja, einer peinlichen Befragung.

Weinerlicher Spanier: Ines? Einer peinlichen Befragung? Unterzogen?

Furchengesichtiger Spanier: Ines wurde in der Tat einer peinlichen Befragung unterzogen.

Reicher Spanier (verzweifelt): Ines. Einer peinlichen Befragung. Unterzogen.

Pause

Goya: Köstlich, dieses spanische Essen. Möchte noch jemand?

Don’t watch.

0/2


Comments: Kommentar veröffentlichen

<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?