28.9.06

Artikel mit Wilhelm, Uwe, Jimi, Jacqueline, Justin, Udo, Robert, Michaela, Adolf, Mahmut

Die Wissenschaft hat festgestellt, dass dröge Namen Vorurteile transportieren. Wer Wilhelm heißt, ist alt, wer Uwe heißt, langweilig, wer Jimi heißt, tot. Auch hier kann die moderne empirische Psychologie, die so erfolgreich die Psychoanalyse abgelöst hat, weil diese zu staatsgefährdend war, wieder nur zu einem raten: gnadenlose Anpassung an die gesellschaftlichen Gegebenheiten. Solange wir noch nicht geklont sind, sollten wir uns alle Mühe geben, wenigstens so zu tun, als wären wir’s. Wenn es diesem Land an etwas mangelt, dann an Jacquelines und Justins. Ganz ehrlich, wenn wir patriotisch genug wären, ließen wir doch morgen unsere Namen ändern, je nach Geschlecht. Aber aufpassen! Männlein sollen Justin heißen und Weiblein Jacqueline; wer da was durcheinanderbringt, dem droht Vorurteil. Hihi, du bist ein Mädchen. Geniale Psychologie.

Geschickt auch die Vorgehensweise: Die Sozialpsychologen Udo Rudolph, Robert Böhm und Michaela Lummer forderten Probanden auf, sich zu einem vorgegebenen Namen eine Person vorzustellen, „einen durchschnittlichen Träger“ dieses Namens. Nur durch Bestätigung und weitere Förderung dieser Vorurteile kann nämlich so eine Studie validiert werden. Ablehnungsreaktionen der Probanden auf die implizite Botschaft, dass sie Voruteile haben, sind seit Niedergang des 68er Faschismus nicht zu befürchten. Heute will doch jeder wissen, welches die korrekten, TÜV-geprüften Vorurteile sind und sich die Vorurteils-Top-Ten im Jamba!-Monatspaket aufs Handy laden.

Hier auch für SIE ein kleiner Test, mittels dessen Sie feststellen können, ob auch Sie die hippesten Vorurteile vertreten. Keine Sorge, der Test ist so suggestiv, dass Sie ihn auch bestehen, wenn Sie schon ganz dumm sind. Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn nach Ihrer Meinung gefragt wird. Denken Sie dann einfach an die Lieblingsfolge ihrer Lieblings-Soap/-Telenovela/-Sitcom und tun Sie, was ihre Lieblingsfigur tun würde.

1. Was trifft auf einen durchschnittlichen Träger des Vornamens Adolf zu?
a) Er mag Sonnenuntergänge und Platten der Mediengruppe Telekommander.
b) Sie lebt in einer Hippie-Kommune auf Formentera.
c) Er ist ein tyrannischer Gnom mit Hang zum Völkermord.

2. Aus welchem Teil Deutschlands kommt ein durchschnittlicher Träger des Vornamens Mahmut?
a) Hokkaido (Japan)..
b) Falsche Antwort.
c) Berlin-Kreuzberg.

3. Wie attraktiv ist wahrscheinlich ein durchschnittlicher Träger des Vornamens Rülpstölpel?
a) Äußerst.
b) Sehr.
c) Wie attraktiv kann jemand schon sein, der Rülpstölpel heißt?

Natürlich gibt es in diesem Test keine richtigen oder falschen Antworten. Die richtige Antwort ist übrigens immer c). Wenn Sie noch dümmer werden wollen, wenden Sie sich an Rudolph, Böhm und Lummer, die alle ganz scheußliche Vornamen haben.

P.S. In meiner Nachbarschaft brüllen Zellhaufen stets nach einem Marlon (Frucht der Zellhaufenlenden). Wenn meine Vorurteile stimmen, ist das Kind fett, launisch und tot. Ach, solche Schauspieler werden heute einfach nicht mehr vertrieben...

Comments:
Ich wage es anzumerken, dass Udo, Robert und Michaela nicht die typischen Vertreter der empirischen Psychologie sind. Es gibt viel interessantere und unauffälligere Vorurteilsmaße. Die sind fast so staatsgefährdend wie zehn ausgewachsene Psychoanalytiker!
 
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